Lost Liège

Sacre-Coeur, the sacred heart, bleeds. Year in, year out, and a little more with each winter, the basilica on the hill of Cointe Brooks bleeds rust.

The foundation stone for the cathedral was laid in 1928. At the highest point of the hill of Cointe, which at that time already housed the district of the same name, the monumental building was erected as part of a memorial, visible from afar, to the war of 1914 to 1918, a war that had scarred Belgium like hardly any other country in Europe. The architect of the church, Joseph Smolderen, was not a native Walloon, but came from the city of Antwerp in Flanders.

Liège, Belgium

Smolderen, fully aware of the sensitivities of his French-speaking compatriots, maintained the façade of the traditionalist. At first glance, he copied the features of famous models from Rome, Constantinople, and Paris. Entirely a child of Art Decó and the new, ostentatious style of the 20th century, he translated the formal languages of earlier centuries into the granite-stiff dimensions of the 1920s and 30s. At a height of 60 metres, the small cathedral still towers over everything in the surrounding area and dominates the Meuse valley from afar.

Ten years ago: The desecrated interior

In 2008, I was in Cointe, the former mining hill, for the first time. At that time, the church was already desecrated. Damp, cracks and plants were growing on the walls. Coincidentally, the doors were open, although a large sign on them was urgently warning against entering. Inside, we met a few elderly men who were apparently hoarding stocks of books for the surrounding flea markets. We only had a quick look around because, frankly, we were afraid of being locked in when trying to further advance into the building. Surely one could have entered the galleries, but the staircase next to the confessional looked anything but inviting. Cracks were gaping in the walls, large holes had already formed in the plaster on the ceilings, it smelled of old furniture and mustiness, and I couldn’t even spot light switches for the stairways. We didn’t have smartphones with decent flash lights with us back then.

Lost Liège Blog

Nevertheless, these few photos taken with a small Lumix (I was already tired of my heavy Canon by then) could almost be historic today: the church has been permanently closed for years now, and a high construction fence is supposed to provide additional protection from urban explorers.

The decay continues unhindered. Despite ongoing discussions, the city has apparently not been able to agree on a concept for the building; only the neighbouring tower of the war memorial has been renovated in the meantime.

From there, a spotlight has recently been shining across to the Montagne de Bueren at night. Sacre Coeur, on the other hand, continues to bleed, and if someone doesn’t intervene soon, the end may not be far off.

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Liège, Belgium

6 Rollen, 3 Filme, 2 Kameras für die Insel

Viel mehr als eine Leica ist die Yashica Electro 35 CC so etwas wie die geistige Großmutter der Fuji X100. Lichtstarkes 35mm-Objektiv und fest eingebauter Aperture Priority Mode (mh… Zeitenautomatik?), was eine Seltenheit unter den kompakten Festbrennweitenkameras ist und die Methode, mit der ich die X100 meist bediene.

Elba on Film

Angeblich eine eher seltene Variante der Yashica Electro-Serie aus den 1970er Jahren, scheint die CC doch auf Ebay immer wieder zu annehmbaren Preisen (unter 70 Euro) aufzutauchen. An den Stellen, an denen sich bei meiner der schwarze Lack löst, kommt gold leuchtendes Messing zum Vorschein. Patina, die dann wieder an bestimmte Leica-Modelle erinnert.

Elba on Film

Rückblende in den Mai. Mit der Yashica und der Trip 35 und so vielen Filmrollen wie seit 20 Jahren nicht mehr bei irgendeiner Reise auf Elba. Habe mir mit dieser Straßenausstattung eigentlich gar nicht viel versprochen. Aber bei all der mediterranen Schönheit um einen herum muss ich dann eben das allzu Schöne ein bisschen ausklammern, damit es nicht langweilig wird.

Das Schöne am Film aber ist für mich die Überraschung, die ich erlebe, wenn ich es endlich schaffe, die ganzen Negative und ein paar Positivstreifen (Ektachrome 100 mal wieder) am Reflecta 7200 zu scannen. Die Scans sind noch nicht perfekt, aber ich bin mir momentan noch nicht sicher, ob ich hier Perfektion will, und wie diese aussehen soll, vor allem mit einem abgelaufenen Ektachrome.

Weitere verwendete Filme: Portra 400 und Gold 200, den ich lange für einen Drogeriemarktfilm gehalten habe, aber sehr schöne, nicht übersättigte Farben liefert und vor allem günstig ist.

Elba on Film

Elba on Film

Elba on Film

Elba on Film

Elba on Film

Elba on Film

Elba on Film

Ektachrome Winter

Habe ich das letzte Mal geschrieben, dass Schwarzweiß befreit, weil es vom Rumfrickeln mit Farbe in Lightroom abhält?

Mit Film ist das nicht viel anders. Ich mag das Unberechenbare, Entdecken, die Überraschung. Totale Kontrolle im Post-Processing nervt, weil man eh nie zufrieden ist, wenn man alles ändern kann. Hat was Bürokratisches. Und was für eine Überraschung war dieser Film in der Olympus Trip 35: ziemlich alter Ektachrome-Diafilm mit 100 ISO.

Ektachrome Woods

Eigentlich eher ein Sommerfilm, aber hier bei Nebel und fiesem Licht hochgepitcht auf 300 ISO an der Kamera. Spielen mit ISO an der Digicam ist ja normal, aber bei Film habe ich das ehrlich gesagt noch nie ausprobiert. In den ersten 25 Jahren meines Lebens mit meinen Prakticas und Canons hatte ich einfach noch nie davon gehört, Foren und Blogs gab es ja nicht. Hätte also schief gehen können.

Ektachrome Woods

Ektachrome Woods

Umso überraschender, was der alte Reflecta RPS 7200 aus den bei DM entwickelten Positiven machte. Immer noch viel zu dunkel, zeichnete sich beim Aufhellen ohne großes Zutun ein körnig-lila-bläulich Bild aus dem Nebel, surreal, total unperfekt, aber für mich die Stimmung perfekt wiedergebend. Klar liegen da bestimmt jede Menge digitale Unzulänglichkeiten im Umgang mit dem Analogen. Aber gerade dieses fast experimentelle Ergebnis ist es, was mich begeistert und befreit. Mehr als die vorhersehbaren Resultate von anderen Photowalks: Alles auf eine Karte, im übertragenen Sinne, geil oder Müll, friss oder stirb, nichts dazwischen.

Zonentrip, saftlos

Manche Kulte offenbaren sich erst spät aus dem Dunkel der analogen Vorzeit. Die Olympus Trip 35 ist so eine Maschine für mich bis dato Ahnungslosen. Mit großer Anhängerschaft und berühmten Nutzern, von der ich erst vor kurzem erfahren habe.

An mein Exemplar bin ich eher zufällig gekommen, nachdem ich zuvor die 35RC entdeckt hatte. Ich will auch ausnahmsweise gar nicht so viele Worte verlieren und lieber Bilder erzählen lassen, nur so viel: Die Trip 35 ist kein Rangefinder trotz der sehr ähnlichen Erscheinung, sondern eine beinahe klassische Point-and-Shoot mit drei gravierenden Besonderheiten.

  • Keine Batterie! Der Belichtungsmesser wird über eine Seleniumzelle versorgt. Aus heutiger Sicht unglaublich. Eine Kamera ohne Akku, was für ein technischer Fortschritt! Ich kann es gar nicht oft genug betonen. Keine Batterie. Die Implikationen dessen sind beinahe grenzenlos, eine Kamera für die Wildnis, ein mechanisches Wunderwerk.
  • Die Kamera erlaubt das manuelle Einstellen der Blende. Man muss es aber nicht. Der Automatikmodus funktioniert wunderbar. Ohne Batterie!
  • Die Kamera ist perfekt für schnelle Schüsse auf der Straße. Denn man fokussiert nicht manuell oder über einen Rangefinder, sondern mit vier verschiedenen Zonefokus-Modi von unendlich bis Portrait. Damit steht sie in unmittelbarer Konkurrenz zur Ricoh GR. Also doch deutlich vielseitiger als eine echte Point-and-Shoot.

Insgesamt kamen mir die Ergebnisse schärfer vor als mit meiner Olympus RC, obwohl die Linse sehr ähnlich zu sein scheint. Vielleicht ist einfach der Rangefinder bei der RC dejustiert.

So, und jetzt die Bilder. Ach ja, ich müsste mal den Scanner reinigen. Aber irgendwie passen die Fussel zur analog-knisternd-lomographischen Anmutung, die ich persönlich ganz gern mag.

Habe ich schon gesagt, dass die Kamera keine Batterie braucht?

Flanders on Film

Analog Trip

Analog Trip

Analog Trip

Analog Trip

Analog Trip

Analog Trip

Analog Trip

Gelbliche Schablone auf die Realität

Last-Minute GAS. Konnte kurz vor meinem letzten Urlaub einem Schnäppchen nicht widerstehen, nachdem ich zugegebenermaßen diesen amüsanten Blogpost gelesen hatte.

Ich hätte nicht gedacht, dass es in den 1970ern schon so kleine “vollwertige” Kameras gegeben hat wie die Olympus 35 RC. Wie der Autor des verlinkten Blogs hatte ich zwar zuvor auch eine X100, aber von wahren Rangefinder-Kameras praktisch keine Ahnung. Die 35 RC war angeblich die kleinste jemals hergestellte komplett manuell bedienbare Messsucher-Maschine.

Das klingt etwas umständlich, macht aber Sinn. Kameras vergleichbarer Größe wie die Konica C35, die etwas kleinere Rollei B 35 oder die schon leicht größere (aber dafür batterielose!) Olympus Trip 35 sind entweder keine richtigen Rangefinder (Rollei, Trip) oder lassen nur bedingt manuellen Eingriff (Trip, Konica) zu. Wer etwa die Konica mit der Olympus verwechselt, weil sie sich so ähnlich und fast gleich groß sind, sollte bedenken, dass bei der Konica nichts mehr läuft, sobald der Belichtungsmesser oder die Batterieelektronik kaputt ist.

Dagegen ist die Olympus eine wirklich klassische Kamera, die notfalls auch ohne so neumodischen Kram wie Belichtungsmessung funktioniert — mit “klassisch” meine ich Vollausstattung mit Blendenring und Rad für die Belichtungszeiten. Und hey — Full Frame (=Kleinbild) in dieser Größe, boah.

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Wie Leica M7, sagt Chuck Norris der Fotografie

Spätestens seit ich von William Eggleston gehört hatte, wollte ich mal einen Rangefinder ausprobieren. Hier gab es nun also eine einigermaßen ernsthafte Kamera, die so klein war, dass ich sie einfach zusätzlich einstecken konnte, zudem so billig, dass ich sie guten Gewissens einfach mal mit einer Rolle Kodak Ektachrome 100 füllen konnte, abgelaufen natürlich. Aber der klingt der wenigstens vom Namen her irgendwie nach Kodachrome, siehe wiederum Eggleston.

Ken Rockwell, auch schon mal Chuck Norris der Fotografie genannt, sagt, dass die kleine Olympus nicht nur billig ist, sondern sich auch billig anfühlt, aber immerhin den Künstler am mickrigen, etwas widerstandslosen Auslöser zu beinahe so guten Bildern beflügelt wie eine Leica M7. Heiliger Eggleston, wenn der das wüsste. Leider kann ich zu diesem Vergleich weniger sagen, weil ich weder eine M7 habe noch der RC 35 Summicron-ähnliche Bilder entlocken konnte — außer, dass das mit dem billig Anfühlen relativ ist.

Liguria on Film

Urlaubsidyll mit Gummiboot, wie aus dem Familienalbum

Ich meine, diese Kamera ist vermutlich mehr als 40 Jahre alt. Ja, sie hat das ein oder andere Plastikteilchen, allerdings möchte ich mal sehen, wie das Plastik an einer übrigens vergleichbar großen Panasonic LX100 im Jahre 2057 aussieht. Dann sind wir vermutlich immer noch nicht auf dem Mars, meine Hände können vielleicht keine Kamera mehr halten, doch funktionierende LX100 gibt es ganz bestimmt nicht mehr. Vermute ich jetzt mal. Abgesehen davon ist der Rumpf der 35 RC aus ziemlich massiv wirkendem Metall. Mein Exemplar hat ein paar kleine Dellen, vielleicht hat mal jemand Bierflaschen damit geöffnet, wofür die alte Dame sich noch immer ziemlich gut macht, im Sinne von „aussehen“, nicht Bierflaschen öffen.

Liguria on Film

Die Treppe passend zu den Schuhen

Und die Olympus sieht nicht nur gut aus, sie fühlt sich auch gut an. Sie ist dick genug, um gut in der Hand zu liegen, unsinnigen Tand wie wulstige Griffe oder so braucht man erst gar nicht. Film einlegen und Fotografieren gehen spielend leicht, wenn man mal eine Fuji X bedient hat, und es gibt sogar einen Modus mit automatischer Blendenwahl für Schattenparker, der ausgesprochen gut funktioniert. Mein Aha-Erlebnis war allerdings der Messsucher. Mit der Praktica MTL5B habe ich als Teenager schon mal komplett manuell fokussiert, mit der Olympus OM-1 habe ich eine ähnlich betagte Spiegelreflex in Griffweite. Mit keiner (vorautomatischen) Spiegelreflex ist es hingegen so einfach, ein Bild scharf zu stellen wie mit dem Rangefinderpatch, der bei der Olympus nicht einmal besonders markant geraten ist.

Offenbarung: Messsucher / Rangefinder

Liguria on Film

Ektachrome-Blau

Dabei fokussiert man folgendermaßen, laienhaft formuliert: Die Kamera projiziert sozusagen in die Mitte des Suchers ein kleines Geisterbild des anvisierten Objekts, das der Fotograf nun durch Drehen des Fokusrings mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung bringen muss. Man legt sozusagen eine gelbliche Schablone auf die Realität.  Am einfachsten ist das bei gutem Licht, wenn man “klare Kanten” wie etwa eine Laterne oder markante Bereiche eines Gesichts fokussiert.

Schwieriger wird es bei eher amorphen Objekten oder im Halbdunkel, gerade bei dem etwas schwächlichen Rangefindervierecks der RC 35. Das mag am Alter der Kamera liegen, aber ein Bekannter sagte mir neulich, dass dieser Messsucher immer noch klarer sei als bei seiner alten Leica M.

Wie auch immer, nachdem ich diese Kamera und die Konica C35 ausprobiert hatte, konnte ich so langsam erahnen, warum Rangefinder eine Art Kultstatus besitzen (hier ein empfehlenswertes Buch). Warum sie die bevorzugten Kameras bekannter Street-Fotografen waren, zum Teil auch wieder sind. Eben nicht nur, weil die Apparate klein und unauffällig sind und oftmals gute Linsen mitbringen, sondern weil sie auch schnell und zuverlässig belichten, was sich zuvor auf die Netzhaut des Fotografierenden gebrannt hat. Nie zuvor habe ich manuelles Fokussieren als so einfach empfunden, selbst mit dem schon ziemlich genialen digitalen Focus-Peaking einer Olympus Pen-F nicht. Hätte nicht gedacht, dass es mal so weit kommt…

Liguria on Film

Nach 20 Jahren ohne Film und einem Haufen Digitalkameras fast so etwas wie eine Offenbarung. Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass meine ersten Filmbilder nach so langer Zeit Meisterwerke geworden sind. Aber dank des alten, abgelaufenen Kodak-Films gefällt mir der Charme und die cineastisch-altmodische Atmosphäre. Im Jahre 2017 mit einer Kamera aus den 70ern und einem uralten Film Bilder zu schaffen wie im Kino, das ich liebe — mit VSCO geht das so einfach und authentisch definitiv nicht.

Liguria on Film

Viel mehr noch war aber der Vorgang des Bildermachens an sich unglaublich entspannend und back to the roots, so absolut passend zu den alten Fassaden, der Ruhe im ligurischen Hinterland und dem entfernten Geläut der Glocken.

Liguria on Film

Kein nerviges Blicken auf das Display, keine Akkuanzeige, kein surrendes Objektiv, alles so wunderbar undigital, dass sich mir tatsächlich immer wieder ein glückliches Grinsen ins Gesicht geschlichen hat.: nur die Umgebung und das Gadget in meiner Hand. Zen im Reinzustand, wenn nicht sogar Herzinfarkt-Prophylaxe, eigentlich das Gegenteil von GAS.