Ektachrome Winter

Habe ich das letzte Mal geschrieben, dass Schwarzweiß befreit, weil es vom Rumfrickeln mit Farbe in Lightroom abhält?

Mit Film ist das nicht viel anders. Ich mag das Unberechenbare, Entdecken, die Überraschung. Totale Kontrolle im Post-Processing nervt, weil man eh nie zufrieden ist, wenn man alles ändern kann. Hat was Bürokratisches. Und was für eine Überraschung war dieser Film in der Olympus Trip 35: ziemlich alter Ektachrome-Diafilm mit 100 ISO.

Ektachrome Woods

Eigentlich eher ein Sommerfilm, aber hier bei Nebel und fiesem Licht hochgepitcht auf 300 ISO an der Kamera. Spielen mit ISO an der Digicam ist ja normal, aber bei Film habe ich das ehrlich gesagt noch nie ausprobiert. In den ersten 25 Jahren meines Lebens mit meinen Prakticas und Canons hatte ich einfach noch nie davon gehört, Foren und Blogs gab es ja nicht. Hätte also schief gehen können.

Ektachrome Woods

Ektachrome Woods

Umso überraschender, was der alte Reflecta RPS 7200 aus den bei DM entwickelten Positiven machte. Immer noch viel zu dunkel, zeichnete sich beim Aufhellen ohne großes Zutun ein körnig-lila-bläulich Bild aus dem Nebel, surreal, total unperfekt, aber für mich die Stimmung perfekt wiedergebend. Klar liegen da bestimmt jede Menge digitale Unzulänglichkeiten im Umgang mit dem Analogen. Aber gerade dieses fast experimentelle Ergebnis ist es, was mich begeistert und befreit. Mehr als die vorhersehbaren Resultate von anderen Photowalks: Alles auf eine Karte, im übertragenen Sinne, geil oder Müll, friss oder stirb, nichts dazwischen.

Nebelland

Oberhalb von etwa 300 Metern wird das langweiligste Matschwetter auf einmal interessant. An vielen Tagen im Herbst und Winter verhält sich die moderate Höhe zum Flachland wie Herbst und Winter zum Sommer: Das Leben genießt man im Tal bei Sonne und Eis, die spannenderen Motive finde ich persönlich dort, wo es kälter, dunkler, nebliger, verschneiter ist. Dies hier sind die Wälder um den Königstuhl bei Heidelberg. Ein braunvermatschtes Land aus Nebel und Schnee, bei dem ich immer eine Kamera in der Jackentasche habe wie die Fuji X100 oder die Sony RX100 (einfach, weil ich es nicht mag, wenn eine Kamera nicht in die Jackentasche passt, schlimmstenfalls noch wie eine DSLR um den Hals baumelt). X100 (und Nachfolger) sowie RX100 (und Nachfolger) ergänzen sich perfekt: Die Fuji ist einfach für die schöneren Bilder da und kann auch Bokeeeeh ganz gut. Die Sony ist besser als jedes Smartphone und wenn Weitwinkel, Zoom, Tempo zählen – und weil man sie einfach zusätzlich einstecken kann.

Blick

In den Wald

Die Villa

Der Letzte der Großen Alten